Die Wunder der Schweiz: Die Entdeckung eines versteckten Schatzes

Die Schweiz ist ein ziemlich kleiner Staat. Trotzdem bietet sie zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die es zu entdecken gilt. Heute werden wir euch die Existenz eines fabelhaften Schatzes verraten, der am Ufer des Rheins liegt und von der lokalen Gemeinschaft gut gehütet wird.

Von Alessandra Ivaldi / 13.10.2020

Der erste Artikel unserer kurzen Serie über die “Wunder der Schweiz” hat uns nach Schaffhausen geführt. Dort haben wir die Altstadt und das Rheinufer mit dem spektakulären Rheinfall, wo die Kraft der Natur sogar bei den am wenigsten empfindlichen Besuchern für Erstaunen sorgt, bewundert.

Etwa 20 Minuten von Schaffhausen entfernt befindet sich ein Dorf, in dem sich ein sehr wertvoller Schatz versteckt. Dieses kann mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Das Dort heißt Stein am Rhein und bildet die Stelle an der der Bodensee und der Rhein zusammentreffen. 1972 bekam es den Wakkerpreis – eine Anerkennung, welche der Schweizer Heimatschutz jeder Jahr einer schweizerischen Gemeinde vergibt, die sich für die Erhaltung und die Entwicklung des architektonischen Erbes einsetzt. Stein am Rhein war die erste Gemeinde, die einen solchen Preis bekommen hat. Sicherlich würde keine andere Stadt diese Anerkennung mehr verdienen als dieses wundervolle mittelalterliche Dorf. Insbesondere die  Altstadt von Stein am Rhein wird euch sprachlos machen.

Trotz der begrenzten Dimensionen – man kann in kurzer Zeit Stein am Rhein zu Fuß erkunden – könnte man einen ganzen Tag unter den Gebäuden der Altstadt verbringen und dabei die Einzelheiten ihrer Fassaden bewundern. Selbst bei einer erneuten Erkundung der Altstadt am darauffolgenden Tag würde man noch einige neue, überraschende Details herausfinden! Diese Gebäude sind einzigartig. Es scheint, als könnten die großartigen Fresken mit ihren dekorierten und farbenfrohen Fassaden die Besucher in eine fabelhafte Welt führen – weit entfernt vom chaotischen alltäglichen Leben.

Es ist kein roter Faden erkennbar, der die Geschichten verbindet, die die Fresken dieser Gebäude darstellen. Jedes Haus ist ein Universum in sich selbst. Die Namen der verschiedenen Gebäude entstammen den Verzierungen, die sie kennzeichnet. Das Haus zur Sonne wurde beispielsweise wegen der Legende in seiner Fassade so benannt. Dort kann man Alexander den Großen und den Philosophen Diogenes sehen. Im Fresko werden sie von den langen Strahlen einer Sonne erleuchtet, die ein menschliches Gesicht hat und Alexander und Diogenes anguckt.

Die Legende besagt, dass der große Anführer den berühmten Philosoph würdigen wollte und ihm anbot, Diogenes einen Wunsch zu erfüllen. Diogenes wohnte in einem Faß als extremes Beispiel seiner Verpflichtung für Selbstkontrolle und Selbstversorgung. Deshalb musste Alexander das Faß betreten, um mit ihm zu sprechen. Dabei verdeckte er mit seinem Körper die Sonnenstrahlen, die das “Haus” des Philosophen erleuchteten. Als Wunsch bat Diogenes Alexander den Großen darum, dass der mächtige König “aus seinem Licht herausstehe”.

Ein anderes bemerkenswertes Gebäude ist das Haus zum roten Ochsen. Der Name einer der ältesten Tavernen der Schweiz entstammt selbstverständlich dem Tier, das sich unter den zahlreichen Details an den Wänden dieses Gebäudes befindet.

Wenn ihr die Möglichkeit habt, Stein am Rhein zu besuchen, könnt ihr das älteste Fresko der Schweiz bewundern. Erkennen könnte ihr das Fresko an dem weißen Adler, der darauf dargestellt ist. Das Gebäude wird – wenig verwunderlich – Haus zum weißen Adler genannt. Das Fresko stammt aus den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts und stellt Bilder aus den Geschichten vom Dekameron des italienischen Poets Giovanni Boccaccio und aus den Gesta Romanorum, einer Sammlung von Anekdoten und Erzählungen aus dem 13.-14. Jahrhundert, dar.

Die Liste der Sehenswürdigkeiten, die ihr mit einem einfachen Spaziergang durch die  Altstadt von Stein am Rhein bewundern könnt, ist unendlich. Das Dorf hat nicht nur wegen seiner wunderschönen Altstadt den Wakkerpreis gewonnen. Eins seiner Museen, das Museum Lindwurm (Bezeichnung für eine legendäre Kreatur der Vergangenheit, vergleichbar mit einem Drachen), wurde nämlich 1995 als “Europäisches Museum des Jahres” anerkannt. Ihr könnt dieses Museum anhand der Drachenfigur erkennen, die fast überall im Umfeld dieses Gebäudes dargestellt wird.  Im Museum wird das Leben der Mittelschicht im 19. Jahrhundert dargestellt.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das  Kloster St. Georgen, welches den Rhein überblickt. Es handelt sich um ein Benediktinerkloster mit einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Seine gut erhaltenen Zimmer enthalten ein Geschichtsmuseum.

Unsere imaginäre Reise durch den Nordosten der Schweiz geht weiter: Mit dem nächsten Artikel erreichen wir die berühmte Stadt von Sankt Gallen.

Autorin

Alessandra Ivaldi (Italien)

Sprachen: Italienisch, Englisch, Deutsch, Französisch

Europa ist... ein kulturelles Erbe.

Webseite: https://iva1794.wixsite.com/home

Korrektur

Julia Mayer (Deutschland)

Studium: Public Management

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch

Europa ist... eine Werte- und Friedensgemeinschaft, die in dieser Form einzigartig ist, uns verbindet und unerlässlich für unser Zusammenleben ist.

Author: alessandra

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