Europa 5.0 – die nächste Stufe der europäischen Integration?

Die Digitalisierung verändert die ganze Welt und mithin auch Europa. Um Europa wettbewerbsfähiger zu machen schlagen Frieden/ Heinen/ Leithner in ihrem gleichnamigen Buch ein „Europa 5.0“ als neues Geschäftsmodell für unseren Kontinent vor. Unter diesem Konzept sollen die europäischen Unternehmen ihre Kräfte weiter bündeln und grenzüberschreitend zusammenarbeiten, mit dem Ziel global erfolgreich zu bleiben. Nur so kann unsere Industrie mit der Digitalisierung und dem weltweiten Fortschritt mithalten.

Von Julia Mayer / 30.06.2019

Privat nutzen wir alle tagtäglich die unterschiedlichsten Formen der digitalen Kommunikation und Kooperation in Form von sozialen Netzwerken. Die Chancen, welche sich aus diesen neuen Formen der Zusammenarbeit ergeben, bieten sich auch für die Arbeit in den einzelnen Unternehmen, zum Beispiel hinsichtlich der Überwachung und Verbesserung von Prozessen. Jedoch ist die Implementierung und Umsetzung hier meist schwieriger. Zumindest sind die USA und Asien führend, wenn es um den Vergleich der größten Internetunternehmen geht. Das Herz der digitalen Entwicklung liegt bekanntlich im Silicon Valley – an keinem anderen Ort entstehen so viele Start-ups wie an diesem digitalen Hot Spot. Es lässt sich folglich nicht leugnen, dass Europa den Anschluss an die Amerikaner in Hinblick auf die Entwicklung des Internets verpasst hat. Jedoch sollten wir unsere Kraft nicht darauf fokussieren, diesen Vorsprung einzuholen oder gar den anderen Ländern nachzulaufen. Vielmehr ist es notwendig, in die Zukunft zu blicken und sich bei der Umsetzung der digitalen Technologien nicht ausschließlich auf den Dienstleistungssektor begrenzen.

Big Data: Auswirkungen auf die Industrie

Die Digitalisierung fordert eine weitere Revolution der Industrie. Fertigungsprozesse können nur bestehen, wenn sie intelligent und hochflexibel arbeiten und im Endeffekt eine dynamische Wertschöpfungskette darstellen. Dies gelingt laut Frieden/ Heinen/ Leithner durch umfassende Datenverarbeitung, vollständige Automatisierung der inneren Logistik und komplette Vernetzung der äußeren Logistik. Wenn es um die Sammlung von Daten geht, stehen wir ganz weit vorne. Als nächsten Schritt müssen wir hieran jedoch die Weiterverarbeitung setzen. Diese scheitert momentan an der fehlenden Kompatibilität der einzelnen Geräte, welche die Kommunikation und den Datenaustausch untereinander verhindert. Eine einfachere Kommunikation zwischen allen Beteiligten erwartet uns mit den sogenannten „Smart-Grids“. Dies sind intelligente Stromnetze, welche eine permanente Kommunikation und zugleich eine effiziente Energieversorgung garantieren.

Begünstigung der Globalisierung

Mit der Digitalisierung geht die zunehmende Globalisierung einher. Distanzen werden leichter überbrückbar und eröffnen neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und internationalen Kooperation. Auf der anderen Seite steigen durch diese vereinfachten Markteintrittsbarrieren die Zahl der Konkurrenten. Europäische Unternehmen können unter diesen veränderten Bedingungen mit Internetgiganten wie Amazon nicht mehr mithalten. Es scheint, als ob sie gezielt die Chance der Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ignorieren und als Ziel den Verkauf des eigenen Unternehmens an die internationale Konkurrenz verfolgen. Für ausländische Unternehmen stellt die Investition in ein europäisches Unternehmen der Schlüssel zum gesamten europäischen Markt dar. Um die europäischen Unternehmen zu stärken muss die Bedeutung des Gemeinsamen Marktes klar herausgestellt und in der Unternehmensstrategie verankert werden. Um international konkurrenzfähig zu bleiben, sind Allianzen und ein reger Austausch zwischen den Unternehmen förderlich. Dadurch können Innovationen und Produktionsprozesse effizienter umgesetzt werden. Daneben entsteht durch die Kooperation ein Wissenstransfer, der allen Beteiligten zugutekommt. Die Schlagworte für eine nachhaltige Sicherung der Marktanteile heißen im heutigen Zeitalter folglich: Fokussierung, Konsolidierung und Kooperation.

Digitale Reife

Um eine europäische Verzahnung zu erreichen, gilt es zunächst jedoch digitale Trends ausfindig zu machen und diese auf das eigene Konzept zu transferieren. Nur wenn neue Kooperationsformen entdeckt werden, können sie auch erfolgreich implementiert werden. Studien zeigen jedoch, dass ein Großteil der europäischen Unternehmen Vorteile der Umstellung allein in den Kostensenkungspotenzialen sieht. Viel zu selten, werden die neuen Geschäftsmöglichkeiten betrachtet. Die Implementierung digitaler Technologien fordert zudem die digitale Kompetenz der Arbeitnehmer zu stärken, diese auf den Wandel vorbereiten und sie bei der Umstellung zu begleiten. Hier gilt es, die Vorteile für alle herauszukristallisieren und aufzuzeigen. Die Chancen müssen dabei immer in Abwägung mit den Risiken stehen.
Wie bei jedem Projekt und jeder Veränderung im Arbeitsablauf ist es wichtig, alle miteinzubeziehen, den Wandel zu kommunizieren und ihn grundlegend zu vollziehen. Auf diese Weise können europäische Unternehmen auch zukünftig mit dem internationalen Markt mithalten. Also kooperieren, kommunizieren und verändern Sie!

Quelle und weitere Ausführungen in:
Frieden, L./ Heinen N./ Leithner S.: Europa 5.0 – Ein Geschäftsmodell für unseren Kontinent, Campus – Verlag, 2016

Author

Julia Mayer (Deutschland)

Studium: Public Management

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch

Europa ist... eine Werte- und Friedensgemeinschaft, die in dieser Form einzigartig ist, uns verbindet und unerlässlich für unser Zusammenleben ist.

Author: alessandra

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