Die grüne Seele Brüssels

Bereits in meinem letzten Bericht, in welchem ich die kulturellen und kulinarischen Sehenswürdigkeiten Brüssels beleuchte, wurde das Thema Natur angerissen. Dort habe ich den prachtvollen Parc du Cinquantaire oder auch Jubelpark genannt, vorgestellt. Dieser bietet eine willkommene Abwechslung und ist insbesondere in der Mittagspause sehr beliebt, da er nahe an den Europäischen Institutionen liegt und einen hohen Erholungswert hat. Dies ist nicht zuletzt auf das prachtvolle Arc de Triomphe zurückzuführen, auf welches ich unter anderem in diesem Beitrag Brüssels kulturelle und kulinarische Sehenswürdigkeiten näher eingehe. 

Von Julia Mayer / 20.4.2020

Wenn man jedoch eine längere Auszeit in der Natur genießen möchte, bietet Brüssel wunderschöne Grünanlagen, von welchen ich meine zwei Favoriten vorstellen möchte.

Zum einen sind das die sogenannten Jardins du fleuriste, also die „Gärten der Floristen“. In diesen, in die königlichen Parks und Gärten von Laken eingebundenen Gärten, finden sich viele selten Pflanzen. Im Besitz der königlichen Schenkung, wurde der Park durch die Verwaltung von Brussels Environment zu einem Ort für Experimente und Ausstellungen dieser seltenen Pflanzen. Das Ende des 19. Jahrhunderts von König Leopold II. erworbene Grundstück sollte dazu dienen, exotische Pflanzen und Zierblumen für die königliche Residenz anzubauen. Und diesen Zweck erfüllte es, damals sowie heute. Die im 19. Jahrhundert angelegte Freifläche sowie die Gewächshäuser bestehen auch heute noch in der ursprünglichen Struktur beziehungsweise Bauart. Mit dem Tod König Leopolds II. wechselten sich die Besitzverhältnisse und der Park wurde dem belgischen Staat übertragen.

Was sich über die Zeit jedoch nicht verändert hat, sind die bemerkenswerten Pflanzen in den Gärten der Floristen. Die Individualität hängt mit der geringen Verbreitung dieser in anderen Brüsseler Parks zusammen, welche unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass diese eine besondere Pflege benötigen. Und dass diese Fürsorge nicht nur heute, sondern auch über die lange Geschichte des Parks gewährleistet wurde, beweisen die vielen über hundert Jahre alten Pflanzen.

Die Öffnungszeiten des Blumengartens orientieren sich an denen des benachbarten Kolonialgartens: Der Garten hat ganzjährig von 8.15 Uhr geöffnet. Die Schließzeiten variieren je nach Jahreszeit von 17.00 bis 20.00 Uhr.

Um den Park in Kürze zu erreichen, nimmt man am besten die Metro nach Stuyvenbergh. Alternativ empfiehlt es sich, an der Metrostation Bocksteal auszusteigen und sich das sehenswerte Stadtviertel Laken anzuschauen, bevor man in Richtung Schloss Stuyvenbergh und dem Jardins du fleuriste aufbricht. Wer sich für letztere Variante entscheidet, sollte unbedingt einen Abstecher zur Église Notre-Dame de Laeken machen. Diese Kirche wird wegen der angrenzenden Königskapelle, deren Krypta viele belgische Könige beherbergt, als Königskirche bezeichnet. Die neugotische Kirche aus dem 19. Jahrhundert wurde im Auftrag von König Leopold I. für die Aufbewahrung der sterblichen Überreste seiner Frau, Königin Louise-Marie von Orléans errichtet. Seitdem ist die Zielsetzung auf das belgische Königshaus erweitert worden. Dennoch ist die Liebfrauenkirche der Soziallehre stark verbunden, sodass in ihr eine Form des religiösen Lebens praktiziert wird, welche in direkter Abhängigkeit zu der ihr umgebenden sozialen Realität steht.

Eine weitere Attraktion und meine zweite Empfehlung befindet sich in der Gemeinde Woluwe-Saint-Pierre. Dabei handelt es sich um ein Gebiet mit zwei Parks und vielen Seen, welches insbesondere an den Wochenenden stark frequentiert ist, aber auch unter der Woche speziell Jogger anlockt. Und das nicht ohne Grund: Gerade nach einem langen Arbeitstag, geben einem die Seen, Wasserläufe, Grünanlagen und liebevoll gestalteten Brücken einen tollen Ausgleich.

Zum einen ist da der Parc des Sources, dessen Namen auf die zahlreichen, dort vorhandenen Quellen zurückzuführen ist. In den Wasserläufen und Seen kann man die unterschiedlichste Vegetation bewundern. Der im englischen Stil angelegte Landschaftspark verzaubert mit seinen hübschen Steingärten und den romantischen Brücken. Einen ebenso großen biologischen Wert bietet der Parc Parmentier. Dieser Park steht in Privatbesitz und wird durch eine gemeinnützige Organisation verwaltet. Auch hier gibt es wunderschöne Orte, die zum Erholen und die Natur genießen einladen. Die Parks sind nicht nur zu Fuß, sondern auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar und bieten weiter einen Zugang zu diversen Aktivitäten, die im Großraum Brüssel angeboten werden.

Wie Sie sehen hält Brüssel nicht nur Sehenswürdigkeiten in Form von Gebäuden, Museen oder Speisen bereit. Nein, die belgische Hauptstadt hat auch biologisch viel zu bieten und es lohnt sich, diese Vielfalt im Ganzen zu erleben!

Autorin

Julia Mayer (Deutschland)

Studium: Public Management

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch

Europa ist... eine Werte- und Friedensgemeinschaft, die in dieser Form einzigartig ist, uns verbindet und unerlässlich für unser Zusammenleben ist.

Author: alessandra

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