Wer hat noch nicht davon geträumt, eine Nacht in einem Museum zu verbringen? Zu sehen, was mit den Gemälden, den Fotos, den Ausstellungsstücken im Mondlicht passiert? Am Samstag, den 17. Mai, hat es die Kulturredaktion von Meeting Halfway für euch ausprobiert. Genau gesagt haben sie die europäische Nacht der Museen besucht. Natürlich konnten sie nicht in jedem einzelnen der tausenden teilnehmenden Museen an Ort und Stelle sein, aber lasst uns sehen, was sie zwischen Griechenland und Sibirien, zwischen Spanien und Ungarn erlebt haben!
Nervenkitzel und Überraschungen im Museum des Todes – Russland
Das Museum of World Funeral Culture in Nowosibirsk, ein Museum über Begräbniskulturen aus aller Welt, war einer der beliebtesten Schauplätze, um die Nacht der Museen 2014 in der sibirischen Hauptstadt zu begehen. Die Besucher hatten nicht nur die Möglichkeit, sich mit den Utensilien für verschiedene Todes- und Begräbnisrituale vertraut zu machen, sondern konnten beliebten Figuren aus unterschiedlichen unheimlichen Gutenachtgeschichten begegnen. Außerdem gab es eine Überraschung für alle, die den ultimativen Nervenkitzel suchten und eingeladen wurden, sich ein bisschen tot zu fühlen. Dazu mussten sie den Mut aufbringen, sich in den kristallenen Sarg von Dead Czarevna zu legen, einer bekannten Figur aus einem Märchen des berühmten russischen Schriftstellers Alexander Puschkin. Zudem veranstaltete das Museum einen Wettbewerb um das beste, ausgefallenste Kostüm der Nacht. Deshalb war es völlig normal, in der Menge eine junge, ertrunkene Frau, eine reizende Hexe oder einen Altrussischen Krieger zu erspähen.
Obwohl Tod und Begräbnissymbole zu allererst mit Trauer und Tränen in Verbindung gebracht werden, herrschte in dieser Nacht eine fröhliche, karnevaleske Stimmung im Museum des Todes. Überall lachende Gesichter. Dennoch lagen Vorsicht und ein Hauch von Traurigkeit in manchen Augen.
Helen Mogelyuk (Russland)
Geheimnisvolle Stimmung im Museum für byzantinische Kultur in Thessaloniki – Griechenland
Das Museum für byzantinische Kultur in Thessaloniki feierte die Nacht der Museen, indem es der Öffentlichkeit seine Türen zu einem besonderen Abend öffnete, an dem sich Literatur und Musik erfolgreich mit den Ausstellungsstücken vereinten. Es herrschte eine warme Atmosphäre. Das Publikum, Jung und Alt, folgte mit fast religiöser Ehrfurcht den Ereignissen.
In die antike Kulisse fügten sich die Klänge von Ud und Kontrabass und die Erzählung perfekt ein und verliehen dem Ort, an dem die Vergangenheit auf die Gegenwart trifft, eine geheimnisvolle Stimmung.Yiorgos Toumanidis (Griechenland)
Eine Nacht voll Trubel in Barcelona – Spanien
Zu Beginn ging ich um 19 Uhr zum Schokoladenmuseum und war erstaunt, dort eine Warteschlange über zwei Stunden vorzufinden. Es war sonderbar, denn das Museum ist keines der besonders typischen Museen hier, und es liegt nicht einmal in einer belebten Straße. So wie es aussah, war das Museum besonders bei Familien mit Kindern beliebt.
In der ganzen Stadt konnte man umsonst Ausstellungen besuchen, 72 Museen hatten ihre Türen geöffnet. Aber zweifellos war meinem Eindruck nach “La Pedrera”, das bekannte Gaudí-Gebäude in der Passeig de Gràcia, der bemerkenswerteste Schauplatz der Nacht. Die Warteschlange umrundete den ganzen Platz, es war sehr beeindruckend.
Miriam Vázquez (Spanien)
Miriam Vázquez (Spanien)
Tradition und Mysterium im Ungarischen Nationalmuseum – Ungarn
Luftballons, Drehleiern, Regenschauer und ein Treffen ungarischer Museen. Das Ungarische Nationalmuseum hatte 107 Museen aus dem ganzen Land eingeladen, um gemeinsam am 17. und 18. Mai ein zweitägiges Maifest im Freien zu feiern. Das Festival hatte zum Ziel, bestimmte Sammlungen bekannter zu machen, die nationale Traditionen darstellen, wie ungarischer blaugefärbter Stoff, Drehleiern, Ostereier oder die Telefonzeitung Telefon Hirmondo aus der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Außerdem war das Ziel, internationale Besonderheiten zu präsentieren, wie eine Sammlung von Flaggen aus allen Ländern der Welt oder bayrische Volkstänze.
Das Thema, auf das sich die Ausstellungen stützten, war geheimnisvoll. Die Museen hatten die beiden Zahlen „19/20” erhalten und hatten die Aufgabe, diese wie ein Rätsel zu übersetzen. Die unterschiedlichen Ausstellungen hatten unterschiedliche Lösungen, um das rätselhafte Thema, das sich als der Jahrhundertwechsel entpuppte, umzusetzen. Deshalb wurden Erfindungen, Kostüme, Literatur und Musik aus dieser Zeit ausgestellt. Der Park glich einem Schmelztiegel voll Darsteller historischer Persönlichkeiten wie Franz Joseph I, von jungen Leuten, die verschiedene kulturelle Traditionen kennenlernten und Museumsmitarbeitern. Ein angenehmes, geschäftiges Treiben.
Zsófia Szlamka (Ungarn)
Eine alternative Nacht in Paris – Frankreich
Die europäische Nacht der Museen machte mir, neu in Paris, Angst. Zu viele Leute, zu viele Museen, zu viele Möglichkeiten… Also beschloss ich, mich willkürlich selbst zu überraschen. Ich landete in einer alternativen Galerie in einer alten öffentlichen Toilette.
An den Wänden hingen Zeichnungen und Gemälde, im Hintergrund lief ein Film, alles von Kunststudenten eigens für diese Nacht geschaffen. Die alten Toilettenkabinen waren der perfekte Rahmen für New Age-Fotografie. Der 20er-Jahre Stil der Toilette verlieh der temporären Galerie eine Prise Eleganz. Die Veranstaltung trug den Titel “Artreet #1”. Wer weiß, vielleicht kommen noch viele weitere kleine Überraschungen auf uns zu.
Edwige Jeannenot (Frankreich)
Auf Entdeckungstour in der Stadt der Gewürze – Russland
Mehr als 400 Menschen besuchten das Ausstellungsprojekt “Yekaterinburg – die Stadt der Gewürze” im Geschichtsmuseum der Ural State University of Economics in Yekaterinburg, Russland. Am Abend des 17. Mais schlief die Universität nicht, sondern verströmte den Duft von Nelken, Rosmarin, Karadamom, Zimt und Minze.
Die Ausstellungsfläche war in mehrere interaktive Spielfelder unterteilt. Im Laufe der Nacht konnte man sich über das Gewürzhoroskop informieren und herausfinden, welches Gewürz zum eigenen Charakter passt. Die beliebteste und spaßigste Attraktion für junge Erwachsene waren Henna Tattoos, während Kinder fleißig Lebkuchen verzierten. Die Studenten der USUE präsentierten das beste Bild, das aus Gewürzen geschaffen wurde.
Nina Groznykh (Russland)
Glasskulpturen und moderne Kunst – Armenien
Ich habe das Cafesjian Center for the Arts besichtigt, das im Zentrum von Jerewan liegt. Viele Menschen spielten mit ihren Kindern und sangen vor dem Museum, während eine lange Menschenschlange darauf wartete, eingelassen zu werden.
Die längste Schlange hatte sich vor dem Saal im ersten Stock gebildet, wo Glasskulpturen von Dale Chihuly, Stanislav Libenský and Jaroslava Brychtová ausgestellt waren. Das ganze Museum war voll von Leuten, die moderne Kunst sehen wollten.
Tatevik Vardanyan (Armenien)
Wenn ihr mehr über das Museum in Jerewan erfahren wollt, dann verpasst nicht den Marathon der Museumsnacht, bald auf Meeting Halfway.
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