Meine Sprache, mein Zuhause: Katalanisch

In diesem ersten Beitrag der neuen Serie von MH, “Meine Sprache, mein Zuhause” präsentieren wir euch Katalanisch. Jede Sprache beheimatet eine einzigartige Kultur, einen Blick auf die Welt, der ein klein wenig anders ist. Innerhalb dieser Serie erklären uns Muttersprachler aus der jeweiligen Region Europas, was ihre Sprache für sie bedeutet und warum es so wichtig ist, sie am Leben zu halten.

Hör dir diesen Text auf Katalanisch an

Schon so mancher, der nach Katalonien kam, sei es als Tourist oder Austauschstudent, fand dort etwas Überraschendes, etwas das er nicht kannte: Katalanisch, eine eigene Sprache der Region, die die Menschen täglich gebrauchen. Mangels Kenntnis dieser Tatsache sind einige zunächst erstaunt, und ihre Köpfe füllen sich mit Fragen: Ist es ein Dialekt des Spanischen, oder ist es eine eigene Sprache? Spricht es jeder oder ist es veraltet? Was sind die Unterschiede, was hat es spezielles? In den folgenden Absätzen werden sich diese Zweifel klären und es wird ein generelles Bild davon gezeichnet werden, was diese Sprache für die Leute bedeutet, die sie sprechen.

Zunächst einmal ist Katalanisch eine Sprache, die an mehr Orten gesprochen wird, als es scheint: Außer in Katalonien hört man es auch auf den Balearen; in Franja de Ponente (wie man das Grenzgebiet zwischen Katalonien und Aragonien nennt); in Valencia, wo es einen eigenen Dialekt gibt, Valenzianisch; in Andorra; in einigen Gebieten der französischen Pyrenäen und in der Stadt Alghero auf der italienischen Insel Sardinien. Insgesamt benutzen es mehr als 11 Millionen Personen jeden Tag. Unglaublich, oder?

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Dessen ungeachtet ist Katalanisch nur in Katalonien, Andorra, Valencia, auf den Balearen und in der Stadt Alghero offizielle Amtssprache. Damit ihr euch es euch vorstellen könnt: Es handelt sich um eine romanische Sprache, die Französisch und Spanisch mischt, im Großen und Ganzen gesprochen natürlich. Die Sprache geht bis ins 9. Jahrhundert zurück, obwohl das erste Dokument, das als katalanische Literatur angesehen wird, die Homilien von Organyá aus dem 13. Jahrhundert sind, einige Fragmente einer Predigt, die den Predigten des Evageliums zugeordnet sind. Andererseits hat diese Sprache aufgrund verschiedener historischer Ereignisse während vielen Jahrhunderten unter Zensur gelitten. Dennoch hat sie es geschafft, bis zum heutigen Tag zu überleben.

Jetzt wo ihr in die Umstände eingeführt seid, was macht diese Sprache eigentlich zu etwas Besonderem? Es ist schwierig es zu erklären, man muss es erleben. Aber um es euch näher zu bringen: Es gibt viele Sprichwörter und Redensarten, die auf der Erde einzigartig sind. Das schönste ist, sich auszumalen, welche Geschichte hinter jeder einzelnen steckt, wie sie entstand und warum sie sich in der ganzen Region verbreitete. Es gibt Redensarten wie “vier Katzen sein”, welche benutzt wird, um zu sagen, dass an einem Ort wenige Leute sind, oder “blasen und Flaschen machen”, was bedeutet, dass man etwas spielend leicht schafft. Oder wie auch nicht anders zu erwarten, gibt es Sprichwörter wie “nach und nach füllt sich das Becken”, was bedeutet, dass alle Ziele Schritt für Schritt erreicht werden.

Aber außer den linguistischen Aspekten hat Katalanisch noch ein eigenes Wesen, genau wie alle anderen Sprachen auch. Ich halte es für wichtig, dafür zu sorgen, dass die lebendig bleibt, denn jedes Mal wenn eine Sprache ausstirbt, verliert die Welt eine einzigartige und andersartige Perspektive. Genauso wie die Eskimos unendlich viele Wörter haben, um die Farbe weiß zu benennen, obwohl der Rest der Menschen es nicht gewohnt ist, diese Nuancen zu unterscheiden, so tragen viele katalanische Wörter einen Teil der Geschichte der Region in sich. Ich könnte tausende Autoren empfehlen, wie zum Beispiel Mercè Rodoreda, Salvador Espriu, Joan Maragall, Màrius Torres, Pere Calders… Die Liste ist praktisch unendlich. Jeder von ihnen hat ein Sandkorn dazu beigetragen, Katalanisch zu dem zu machen, was es heutzutage ist.

Ich fühle mich privilegiert an einem Ort zu leben, an dem ich zwei Sprachen sprechen kann, Spanisch und Katalanisch, beide auf gleiche Weise. Dies ist natürlich meine persönliche Meinung, bestimmt gibt es Leute, die sich mit der einen oder anderen mehr identifizieren können. Doch gibt es etwas besseres, als die Perspektive von verschiedenen Sprachen zu erlangen und seinen Blick auf die Welt zu erweitern? Ja, ohne Zweifel, ich habe wirklich Glück.

Autorin

Miriam Vázquez (Spanien)

Studium / Arbeit: Journalismus, Politikwissenschaftt, Verwaltung

Sprachen: Spanisch, Katalanisch, Englisch, etwas Französisch und Deutsch

Europa ist… ein einmaliger Ort, an dem Menschen mit verschiedenen Kulture, Sprachen und Meinungen zusammen leben.

Twitter: @mirabroad

Illustrationen

Andreea Mironiuc (Rumänien) Freiberufliche Illustratorin, Schokoladensüchtige, Vollzeit-Träumer.

Studium: Multimedia-Design und Kommunikation Sprachen: Rumänisch, Englisch, Spanisch Europa ist… wo mein Herz ist.

Portfolio: www.andreeamironiuc.com

FB: www.facebook.com/andreeaillustration

Übersetzung

Anja Meunier (Deutschland)

Studium: Mathematik und Wirtschaft

Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch

Europa hat… schöne Länder, interessante Leute, einen tollen Lebensstil. Und die Notwendigkeit zusammen zu halten.

500px: Anja Meunier

Übersetzung

Barbara Konturek (Österreich)

Studium: Journalism, Media and Globalisation (Erasmus Mundus Master’s)

Sprachen: Deutsch, Englisch, etwas Dänisch

Europa ist… wo ich wohne, was ich liebe.

 

Author: Anja

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